Ankommen, Anpacken und Aufklären - GBS Kassel e. V.

Im Freundes- und Förderkreis der Giordano Bruno Stiftung sind über 40 Regionalgruppen organisiert, die die Anliegen der Giordano Bruno Stiftung auf regionaler Ebene unterstützen und so eine aktivere Mitarbeit der Förderer vor Ort ermöglichen.

Seit April 2011 treffen sich Rationalisten, Freidenker, Skeptiker,  Atheisten, Säkulare Humanisten und Naturalisten im nordhessischen Kassel. Im Oktober 2011 wurde die Gründung des Vereins GBS Kassel e. V. - Im  Förderkreis der Giordano Bruno Stiftung gestartet.

Bildungsauftrag Evolution

Die Ergebnisse der  forsa-Umfrage zum Thema Evolution, Kreationismus und Intelligent Design, durchgeführt im Auftrag von fowid 2005, zeigen sehr deutlich, in welchem Bereich dringender Handlungsbedarf besteht: in der Bildung.

In Deutschland stimmen nur circa 61 Prozent der Befragten der wissenschaftlichen Theorie der Evolution zu, 25 Prozent stimmen der Auffassung zu, ein höheres Wesen bzw. Gott erschuf das Leben und dieses entwickelte sich unter dessen Einfluss weiter (Intelligent-Design). Die restlichen 13 Prozent der Befragtem stimmen einer wörtlich verstandenen christlich-biblischen Schöpfungslehre (Kreationismus) zu. Dass fast jeder Dritte der 14-44 Jährigen in den Alten Bundesländern eine Auffassung vertritt, die dem Intelligent-Design oder dem Kreationismus nahe steht, ist ein Armutszeugnis für die Schulbildung. Es besteht hier ein enormer Handlungsbedarf: Die Evolution als Grundgerüst der Biologie muss in den Lehrplänen unserer Schulen, aber auch an Universitäten und Hochschulen einen höheren Stellenwert einnehmen.

Das Verständnis der Biodiversität und ihrer Entstehung (mit den wirkenden Mechanismen) lässt uns nicht nur erkennen, wie sich das Leben, wie wir uns auf diesem Planten entwickelt haben, sondern verweist ebenfalls auf die Zukunft, die letztendlich von diesem Verständnis abhängt. Hinzu kommt, dass es an den Hochschulen, der Universität und auch an Schulen, das Wissenschaftsverständnis zu fördern gilt. Den SchülerInnen im Biologieunterricht und den Studierenden der Biologie soll vermittelt werden, wie (Natur-)Wissenschaft funktioniert und wie diese Erkenntnisse erlangt. Befassen wir uns beispielsweise mit Krankheitsepedemien, mit Antibiotikaresistenz von Krankheitserregern, mit der Herstellung neuer Nutzpflanzen usw., wenden wir Evolutionsmodelle an.

Um das Verständnis der Evolution öffentlichkeitswirksam in Umlauf zu bringen und medial gut aufgearbeitet, aber inhaltlich absurd gestaltete Videos aus kreationistischen Lagern entgegen zu treten, fertigt der Arbeitskreis Evolutionsbiologie (im Verband deutscher Biologen) Lehrvideos zum Thema Evolution an. Diese Videos vermitteln ein Grundwissen der Evolution und sind durch leichte Verständlichkeit für eine breite Öffentlichkeit geeignet, auch für den Biologieunterricht.  

Bekenntnisschulen in Deutschland - Trägerschaft und Trägermacht?

»Gebetsphase mit dem Ziel der Bestätigung von Gott, ob er den Auftrag zum Bau einer christlichen Schule erteilt und ob er für das Nötige sorgen wird (vgl. Ps 127, 1-2)« (Verband Evangelischer Bekenntnisschulen)

Eine nicht unwesentliche Rolle unsere Arbeit betreffend spielen sogenannte Bekenntnisschulen, also Schulen, in denen SchülerInnen des gleichen religiösen Bekenntnisses unterrichtet werden. Grundsätzlich als Ersatzschulen im Grundgesetzt (Art. 7) legitimiert, bedürfen diese Schulen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzten.  In Niedersachsen sind Bekenntnisschulen der Primatstufe in öffentlicher Trägerschaft, legitimiert zum einen durch das Niedersächsische Schulgesetz (§ 129 Abs. 1 “Auf Antrag von Erziehungsberechtigten sind öffentliche Grundschulen für Schülerinnen und Schüler des gleichen Bekenntnisses zu errichten.”) und zum anderen durch Artikel 6 des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhle und dem Land Niedersachsen vom 26. Februar 1965, in dem es heißt: “Das Land gewährleistet die Beibehaltung und Neuerrichtung von katholischen Bekenntnisschulen.” Und auch in Nordrhein-Westfalens Verfassung erfolgt eine rechtliche Legitimation “In Bekenntnisschulen werden Kinder des katholischen oder des evangelischen Glaubens oder einer anderen Religionsgemeinschaft nach den Grundsätzen des betreffenden Bekenntnisses unterrichtet und erzogen." Hierbei muss bedacht werden, dass auch Schulen in privater Trägerschaft aufgrund des Sondierungsverbotes finanzielle aus öffentlichen Mitteln Subventionen erfahren, wenn die Genehmigung durch das zuständige Schulamt erfolgt.

Prämisse für eine Genehmigung ist, dass “die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird” (GG, Art. 7, Abs. 4).

Wenn es aber rechtlich zulässig ist, Kreationismus im Biologieunterricht zu propagieren und damit wissenschaftliche Fakten mit religiösen Glaubensinhalten zu vermischen, sind dann Bildungsziele des Staates erreicht? Welche Kriterien liegen für die Genehmigung einer Bekenntnisschule, beispielsweise einer evangelikalen Bewegung wie dem Verband evangelischer Bekenntnisschulen, vor? Wie erfolgt die Prüfung und wird diese in Intervallen wiederholt?

Überwindung des Demokratiedefizits - Entflechtung von Staat und Kirche

Wir leben in einer Demokratie, d. h. alle Macht geht vom Volk aus. Daraus ergibt sich, dass wir nicht auf eine religiöse Begründung angewiesen sind. So besteht seit der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 der Auftrag, Kirche und Staat zu trennen, wenn es heißt “Es besteht keine Staatskirche” (Art. 140 GG, 137 Abs. 1 WRV).  Es ist also von großer Bedeutung, alle Situationen, in denen Kirche und Staat zusammenarbeiten, zu prüfen, um aufzuklären auf welcher Grundlage diese Verflechtung stattfindet, denn eines ist klar: die institutionelle Trennung hat formal stattgefunden, aber die finanzielle Trennung ist noch nicht erfolgt. Die Kirche soll also auf die Realität ihres Handelns zurückgeführt werden. Es geht hierbei also nicht primär um Diskussionen, ob die Bibel Recht hat, sondern darum, dass Religion Privatsache ist und dass Finanzierungen aus öffentlichen Mitteln nicht legemit sind (insbesondere eingedenk der Tatsache, dass 34,8 % der deutschen Bevölkerung keiner Konfession angehören). Der deutsche Steuerzahler, ob katholisch, evangelisch oder konfessionfrei, unterstützt die katholische und evangelische Kirche mit ca. 19,3 Mrd. Euro jährlich.

Die GBS-Kassel-Regionalgruppe fühlt sich dem Zweck und den Zielen der Giordano Bruno Stiftung verpflichtet, fordert einen evolutionären Humanismus auf säkularer Grundlage und setzt sich derzeit insbesondere für eine Entflechtung von Kirche und Staat ein.

Weitere Informationen zu der Thematik Entflechtung von Kirche und Staat finden Sie u. a. in einem Interview mit dem Sozialforscher Dr. Carsten Frerk. Zum Einstieg in die Thematik können wir Die Kirchen am Tropf des Staates Kirchenfinanzierung heute und der Reichsdeputationshauptschluss von 1803, ebenfalls von Dr. Carsten Frerk und zur Vertiefung sein Buch Violettbuch Kirchenfinanzen -  Wie der Staat die Kirchen finanziert empfehlen. Informationen zu Carsten Frerk finden Sie hier.

Um unsere Ziele zu erreichen und unserem Zweck gerecht zu werden, sind folgende Aktivitäten wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit:

  • Teilnahme an der öffentlichen Meinungsbildung durch die Organisation und Durchführung von Vorträgen und Veranstaltungen und Aufklärung durch Nutzung insbesondere von digitalen Medien

  • Mitarbeit in gesellschaftlichen und staatlichen Gremien

  • Unterstützung von Aktionen und Initiativen der Giordano Bruno Stiftung

Weitere Details die Arbeit des GBS-Kassel e. V. betreffend sind unserer Satzung (Link zur Satzung) zu entnehmen.

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