Parteigebundener Politikunterricht ist undenkbar

Warum ist konfessionsgebundener Religionsunterricht eine Selbstverständlichkeit?

„Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.“, so steht es im Grundgesetz. In welcher Form ein solcher Religionsunterricht ausgestaltet wird, ist jedoch Angelegenheit der Bundesländer, zumindest theoretisch. Denn der Religionsunterricht in Deutschland ist konfessioneller Art. Die Welt, die persönlichen Lebensentwürfe und ethischen Entscheidungen werden überwiegend aus konfessioneller Perspektive gedeutet, jedoch bisher hauptsächlich aus katholischer oder evangelischer. Die moderne Gesellschaft steht vor existenziellen Zukunftsfragen, die nach Möglichkeit im friedlichen Dialog beantwortet werden sollen. Diese Dialogfähigkeit kann und soll bereits während der Schulzeit gefördert und ausgebildet werden. Der Religionsunterricht, wie er heute stattfindet, scheint hierfür jedoch nicht geeignet zu sein.

Gemeinsam kritisch
Schülerinnen und Schüler setzen sich, nach Konfession voneinander getrennt, mit weltanschaulichen Fragen auseinander. Hierdurch wird nicht nur die Bildung von Parallelgesellschaften begünstigt, auch die Ausbildung einer toleranten Grundhaltung gegenüber anderen Weltanschauungen und eine kritische Auseinandersetzung mit diesen wird erschwert. Im “Schonraum” eines konfessionellen Religionsunterrichtes bleiben Ideologien und Widersprüchlichkeiten zur modernen Gesellschaft eher unhinterfragt. Überspitzt ausgedrückt wäre dies, zum Beispiel, mit der Einführung eines “CDU-Politikunterrichtes” vergleichbar.

Bildungs- statt Verkündungsauftrag
Ethikunterricht mit einer umfassenderen Religionskunde sollte für alle Schülerinnen und Schüler als Ersatz verpflichtend sein, um gemeinsam und konfessionsübergreifend verschiedene Weltanschauungen und deren Perspektive auf die Gesellschaft und das eigene Leben zu vergleichen, kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen. Dies wäre - im Gegensatz zum aktuellen Religionsunterricht - die Erfüllung eines Bildungsauftrages, nicht eines Verkündungsauftrages. Religion sollte als gesellschaftliches Phänomen auch in anderen Fächern (Politik und Wirtschaft, Geschichte etc.) mehr Beachtung finden, um Auswirkung und Einflüsse in voller Tragweite verstehen und deuten zu können.

Missionsarbeit, staatlich subventioniert?
Staatlicher Religionsunterricht ist auch unter finanziellen Aspekten fragwürdig. Das Grundgesetz versichert uns verfassungsrechtlich, keine Staatskirche zu haben. Im Umkehrschluss: Religion ist Privatsache. Wie kann es dann sein, dass konfessioneller Religionsunterricht staatlich finanziert wird? Handelt es sich um staatlich subventionierte Missionsarbeit? Wie kann es sein, dass eine Organisation wie die katholische Kirche, die Homosexuelle, Frauen und Angehörige anderer Religionen offen diskriminiert, einen so großen Einfluss auf die Schulbildung ausübt? Noch dazu finanziert aus öffentlicher Hand, soll heißen: aus Steuermitteln, nicht aus Kirchensteuern.